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Verhältnismäßigkeit?

Verantwortlicher Autor: Joachim Scheuermann München, 12.05.2020, 16:25 Uhr
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München [ENA] Seit Beginn des Ausbruchs der Corona-Infektionen in Bayern Anfang Januar, die zu diesem Zeitpunkt durch überwachte Quarantäne noch beherrscht wurde, kam es Anfang März, nachdem Personen, die aus Infektionsgebieten außerhalb Bayerns zurückkehrten, jedoch keine Vorsicht walten ließen erneut zum Ausbruch von Coronainfektionen. Diesmal nun aber mit exponentiellem Wachstum.

Die Maßnahmen, die Anfang März ergriffen wurden, waren nur halbherzig beschlossen. Landräte, die nach zwei Tagen eine vorläufige Quarantäne aufhoben, weil ihnen die Wiederwahl am 15. März wichtiger war, obwohl klar sein mußte, daß nach zwei Tagen noch keine gesicherte Erkenntnis zu einer möglichen Infektion vorliegen kann. Jugendliche Familienmitglieder aus vorläufigen Quarantäne-Haushalten, die sich ungeachtet der Vorschriften auf Wettkämpfe mit mehreren hundert Teilnehmern in Virenfreunlicher Umgebung begeben haben, weil ihnen der vermeintliche sprotliche Erfolg wichtiger war.

Trainer, die zu Wettkämpfen gefahren sind, obwohl jedem einleuchten mußte, daß diese Qualifikationswettkämpfe Makulatur sein mußten, da damit zu rechnen war, daß Großverantstaltungen wie Deutsche Meisterschaften auf mittlere Sicht erstmal nicht stattfinden können. All jene haben unwissentlich oder absichtlich zur Ausbreitung der Virenifnfektion beigetragen. Gemäß Daten des RKI sind in den Altersgruppierungen folgende Inzidenzen je Mio Einwohner in Deutschland aufgetreten. Es wird angenommen, daß diese für Bayern nicht wesentlich abweichen. 0 – 4 Jahre 383 w / 417 m 5 – 14 Jahre 500 w / 507 m 15 – 34 Jahre 2347 w / 2057 m 35 – 59 Jahre 2567 w / 2296 m 60 – 79 Jahre 1609 w / 1988 m > 80 Jahre 3635 w / m 3440

Betrachtet man diese Zahlen genauer, so steht zumindest fest, daß in keiner Altersgruppierung mehr als 3,5 Promille an insgesamt Infizierten zu verzeichnen ist. Ferner fällt auf, daß die Altersgruppe außer den Kindern und Jugendlichen mit den geringsten Infizierten die der 60 bis 79 jährigen ist. Die Frage, die seitens der Medizin beantwortet werden sollte ist, Haben die Menschen dieser Altersgruppe eventuell in der Jugend eine heftige Corona-Infektion durchlitten, sodaß diese Bevölkerungsgruppe eine höhere Immunität aufweist als die Jüngeren ungeachtet des in dieser Altersgruppe eigentlich höheren Anteils an Risikopersonen?

Diese Altersgruppe sind jene, welche die Hongkong-Grippe von 1958/1959 erlebt haben. Mediziner sollten auch folgende Fragen beantworten, ob eine intensive Virusinfektion (Influenza) anderen Typs, die der Körper aufgrund seines Immunsystems erfolgreich bewätigen konnte uU auch zu einer besseren Bewältigung bei der Infektion eines neuen Virustyps (Corona) führen kann.

Die daraus resultierenden Maßnahmen mögen zum Zeitpunkt der jeweiligen Beschlüsse auf der Grundlage der damaligen Erkenntnisse gerechtfertgit gewesen sein. Jedoch ist die aktuelle Maßnahmenlage in Bayern kritisch zu hinterfragen, da nach Berechnungsmethode des RKI in Bayern ab Meldedatum 26.04. nur noch 3.113 Menschen infiziert sein können (Daten des LGL vom 12.05.2020). Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,243 Promille.

Das Handeln der Politik sollte, damit Maßnahmen gerechtfertigt sind, immer verhältnismäßig sein. Nunmehr stellt sich die Frage, ob es verhältnismäßig ist, daß bezogen auf die Bevölkerung Bayerns 0,243 Promille die restlichen 99,97der Bevölkerung derart beeinträchtigen können, daß dadurch unzählige Existenzen den Bach runtergehen? Sollte die Politik nicht vielmehr Maßnahmen ergreifen, auf welche Art und Weise auch immer, die Infizierten dazu angehalten werden die auferlegten Quarantänemaßnahmen auch zu befolgen? Sollte Verhältnismäßigkeit von Verordnungen die Politik nicht dazu anhalten, zuerst das mildere Mittel zu wählen, bevor die Keule heraus geholt wird?

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